Geburt und Tod...

Ein Kind wird geboren...ein Mensch stirbt. Zwei Vorgänge, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch ist in beiden Abläufen des Lebens die selbe Struktur erkennbar. Beides ist ein automatischer Ablauf. Die sogenannte Geburt oder der Tod sind beides Abläufe, auf die niemand einen Einfluss hat.

Wir sind allerdings der Meinung, dass der kleine Mensch nach der Geburt sein ganzes Leben noch vor sich hat. Was werden nicht alles für Erwartungen in dieses kleine Bündel Mensch gepackt, seitens der Eltern und natürlich der Familie. Alle erfreuen sich so sehr an dem, was da so heranwächst. Für den einen oder anderen ist es die willkommene Abwechselung aus seinem ach so ärmlichen Alltagsleben. Der Kleine oder die Kleine gibt mir so viel Kraft...sie oder er ist ja so süß. Es beginnt ein Liebesverhältnis, das keine Grenzen kennt. So soll es sein und das ist auch gut so. Aber wenn man mal genauer hinschaut und den rosaroten Schleier der Liebesblindheit entfernt, so wie bei allen vermeintlichen Liebesbeziehungen, sieht man klar. Und bei einer gewissen Klarsicht ist man gefeit gegen alle Arten von Verblendung. Ach wie gerne lassen wir uns doch verblenden, gerade wenn es um kleine Kinder geht und dann noch Oma und Opa zu werden oder Vater und Mutter. Wer sieht hier schon klar...niemand und so soll es auch sein...

Und beim Tod...wer will hier schon hinschauen... Der Mensch, den man liebt, liegt auf dem Sterbebett und man kann nichts, aber auch gar nichts tun. Es ist so offensichtlich, dass es nicht mehr lange dauert, bis es vorbei ist. Ach was hätte man noch alles sagen wollen oder können... Nun ist der- oder diejenige gar nicht mehr aufnahmebereit. Ein Blick vielleicht, der ins Leere geht, Bewegungen die so unbeholfen wirken. Wir sitzen da und wissen nichts. Sehen nur diesen Ablauf, automatisch...bis es dann vorbei ist. Aus und vorbei. Der Körper hat einfach seine Funktion eingestellt.. Nun ist alles wieder so wie vorher, bevor der Körper da war... OK, er mag noch hier liegen... Aber nach der Verbrennung oder Beerdigung ist da nichts Erkennbares mehr, gar nichts mehr... Alles vorbei.. Doch bei dem kleinen Neuankömmling ist dies natürlich anders. Hier wird noch so viel erwartet. Ein ganzes Leben hat er oder sie noch vor sich... Und das Kind, welches all diese Erwartungen der Eltern und Verwandtschaft erfüllen soll, weiß von all dem überhaupt gar nichts. Es will nicht mal leben, es weiß gar nichts vom Leben noch von seinen Eltern. Da ist Wahrnehmung und diese Wahrnehmung erfüllt sich, sie will nichts anderes als Wahrnehmen. Das was wahrnimmt will wahrnehmen ohne wahrnehmen zu wollen... Es geschieht und in diesem Sinne der Wahrnehmung ist Leben eine Offenbarung. Jetzt und hier. Durch jeden Körper wird so lange wahrgenommen, wie es möglich ist. Er wird sozusagen ausgepresst wie eine Zitrone und wenn alles herausgepresst wurde, ist es vorbei. Gibt die Zitrone keinen Saft mehr, kannst du nichts mehr aus ihr herauspressen. So ist es auch mit uns, solange noch etwas herauszuholen ist, machen wir...und wenn da nichts mehr ist...lassen wir es sein...

 

Das Individuum lebt sein Leben, scheinbar getrennt von allen anderen, jeder hat seinen Blickwinkel. So soll es sein...doch bei genauerer Betrachtung stellt man ganz schnell fest, dass da wohl eine äußerliche Trennung ist und Unterschiede sind...aber im Grunde, man kann es nicht wissen..doch man fühlt es vielleicht...der Urgrund aller Dinge ist eins. Natürlich können ich und mein Nachbar, der so ein anderes Leben führt als ich, nicht eins sein..aber in der Essenz...gibt es eben keinen Unterschied...Vor der sogenannten Geburt oder nach dem sogenannten Tod...ist überhaupt nichts geschehen...alles ist so, wie es schon immer war. Bevor ein Kind geboren wird und nachdem ein Mensch stirbt, sind die Dinge so wie sie schon immer waren. So wie sie sind. Die Erforschung dessen, was ist, ist für mich die Erfüllung meines Lebens. Wir alle haben unsere Ziele und Wünsche, unsere Erwartungen. Doch im Angesicht des Todes oder besser gesagt unserer Nicht-Existenz wird alles bedeutungslos...

L ♥ V E 

weitere Texte auf der Webseite oder in meinen Büchern...
www.reimundkaestner.de/bücher

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Kommentare: 3
  • #1

    margitta (Donnerstag, 04 Oktober 2018 10:42)

    ich5 liebe Deine wunderbaren Worte. danke!

  • #2

    Reimund (Freitag, 05 Oktober 2018)

    Danke Dir...

  • #3

    Alex (Mittwoch, 31 Oktober 2018 15:28)

    Wenn ich eine Zelle in meinem Körper anschaue, dann hat sie (scheinbar) ein eigenens Leben, die Nachbarzelle ebenfalls. Sie scheinen auch getrennt zu sein. Die eine Zelle kann sterben, während die andere Zelle noch lebt.
    Aber sie sind in mir, und ich bin eins, also sind beide Zellen eins.
    So sind auch du und ich eins, auf einer anderen Ebene.