Zeige mir die Leere...

Viele stellen sich unter dem begriff „Leere“ einen Zustand oder sonst was vor, in dem es nichts...aber auch gar nichts mehr gibt, was existiert. Ein Vakuum, ein Nichts, ein bodenloses Etwas... Eine schreckliche Vorstellung, sieht man einmal davon ab, dass es jenseits einer jeden Vorstellung tatsächlich weder nichts noch etwas gibt.

Da gibt es diesen schönen alten Zen-Spruch...„Form ist Leere..Leere ist Form“...das bringt uns dem schon etwas näher. Dies besagt nämlich, dass es keinerlei Trennung gibt zwischen dem was ist und dem was nicht ist. Im Grunde genommen gibt es ja auch nur das was ist, das was gerade erscheint. Da eine Erscheinung allerdings nur eine kurze Lebensdauer hat...mehr oder weniger, hat sie keinen Bestand. Und Dinge/Erscheinungen, welche keinen Bestand haben und wieder verschwinden, werden halt als leer bezeichnet.

Da gab es mal einen Schüler und einen Lehrer. Der Schüler wollte unbedingt, dass der Lehrer ihm die Leere zeige...immer und immer wieder bat er ihn darum. Dies ging eine ganze Weile so, bis der Lehrer, plötzlich und unerwartet, den Schüler in die Nase kniff. „Au!“, schrie der Schüler, „Was machst du da?!...Du wolltest mir die Leere zeigen und nun tust du mit weh, indem du mich in die Nase kneifst. Darauf lachte der Meister und sagte...“Wenn du magst, kann ich dir jetzt die Leere zeigen...aber nur, wenn du wirklich bereit dazu bist.“ Schnell hatte sich der Schüler wieder beruhigt und willigte ein. Daraufhin kniff ihn der Leerer erneut, noch fester als zuvor. Der Schüler schrie auf und in diesem Augenblick begriff er... Er stand auf und verneigte sich vor dem Lehrer...

Ja, so ist das...es gibt keine Trennung: Was ist, ist der vollkommene Ausdruck des Seins. Es mag noch so verschieden sein, alle Erscheinungen sind verschieden, doch in ihrer Substanz gibt es keine Trennung... Das was einer jeden Erscheinungsform zugrunde liegt, ist das einzig Beständige. Es ist in jeder Form enthalten und natürlich auch vor einer jeden Erscheinung... Es ermöglicht sie... Alles was einen Anfang und ein Ende hat, ist somit leer. Diese Erscheinungswelt ist eine Traumwelt, auch wenn sie noch so schön oder hässlich anmaßen sollte. Gar manch einer nimmt dies Welt als so real hin, sodass er vergessen hat, wer er wirklich ist. Und somit sucht er und sucht nichts anderes als sich selbst.

Das was er ist, kann er nicht finden, weil er es bereits ist... Das was er sieht als die Erscheinungen, kann er nicht sein... Es ist wie mit dem Schatten; der Schatten hat keine eigenständige Existenz, auch wenn er noch so bedrohlich oder hübsch anzusehen sein sollte. Ein Schatten wird geworfen und bewegt. In sich ist der Schatten vollkommen leer. Nichts, aber auch gar nichts, kann er aus sich selbst heraus bewegen. So ist es auch mit uns...wir sind vollkommen leer. Wir werden absolut gelebt und haben keinerlei eigenständige Existenz. Unser ganzes Leben ist ein Glaubensgebilde, zusammengesetzt aus Träumen und einer Unzahl von Gedanken, die der Denker für sich selber hält. Die Dinge an sich als leer zu sehen, befreit den Denker von seiner eingebildeten Existenz und bringt ihn wieder zurück zum Ursprung. Alles begann mit dem Ich-Gedanken, ohne ihn ist nichts. Die Leere der Gedanken bedeutet die Abwesenheit eines Denkers, welcher glaubt, selbst zu denken.

In der Erkenntnis der Leere dieser Welt bist du zum ersten mal wirklich und bildest dir nicht ein, zu sein...so oder so...dieses oder jenes zu sein. Diese Welt ist das, was über sie gedacht wird. Wenn Gedanken einfach Gedanken sein dürfen, so wie alles andere auch, sind die Dinge einfach so, wie sie sind. Alles ist im natürlichen Zustand... Einfach so. Herrlich, dieses Leben zu genießen, ohne darin involviert zu sein. Es sieht immer nur so aus, als ob. In dieser Leere kann sich alles ereignen... Niemand hier, den irgendetwas kümmern könnte und sollte dies doch der Fall sein, weiß man und man lächelt. Alles ist wie es ist und genauso, wie es in diesem Augenblick sein soll..

♥ LOVE ♥

 

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