Wahre Stille kann nicht erlebt werden...sie ist...

Viele wollen die Stille genießen. Was genießen sie? Was...? Sie genießen die Vorstellung von der Stille. Du meditierst, sitzt und denkst, du bist still, vielleicht für ein paar Minuten, eine halbe Stunde oder sogar noch länger. Das was da für Stille gehalten wird, ist nichts weiter als eine temporäre Beruhigung des Mind. Jenen, welche der alltäglichen Hektik verfallen sind, durchaus zur Beruhigung zu empfehlen. Doch dieses Mittel ist nichts weiter als eine Beruhigungspille.  

Wir haben eine absolut falsche Vorstellung von der Stille. Das was Stille wirklich ist, ist nicht vorstellbar. Wirkliche Stille wird nicht erfahren. In keiner Meditation...noch sonst wo. Dies mögen alles Hilfsmittel sein, um einen möglichen Geschmack von dem zu bekommen, was man für Stille hält. Doch die wahre Stille ist nicht zu erfahren und entzieht sich jeglicher Beschreibung. Stille ist. Dies ist nur dann annähernd zu begreifen, wenn alles was jemals vorstellbar ist und sein wird, fallen gelassen wird. Ein stiller Geist ist nichts weiter als ein in nicht involvierter Geist. Ruhig, vollkommen ruhig geschieht was immer geschehen soll, ohne das Zutun irgendeines Kommentators (Denkers). Gedanken sind nicht das Problem, der persönliche Denker macht alles zu seinem Erleben und somit zu seinem Problem. Ohne diesen persönlichen Denker ist es still und nur diese Stille ist echt. Diese Stille kannst du aber nicht herbeiführen. Sie kommt oder sie kommt nicht. Sie offenbart sich dann, wenn sie es will und nicht dann, wenn du glaubst, dass es an der Zeit ist. Künstlich erzeugte Stille mag sich noch so bereichern und schön anfühlen. Doch was ist sie wert...wenn sie vorbei geht...? Die wahre Stille, wenn sie dich erfasst, geht nie wieder. Sie verlässt dich nicht. Mag da kommen was will...die Stille bleibt. Stabil und unerschütterlich ist sie da...wie ein Fels in der Brandung. Gedanken, Wahrnehmung alles darf sein, sie bleibt von all dem vollkommen unberührt. Dem Ruf dieser Stille zu folgen, bedeutet seinen eigenen Tod zu akzeptieren. Viele wollen den Weg zur Wahrheit gehen, ohne die Bereitschaft zum Sterben. Nun nichts ist bekanntlich umsonst. Wer will schon auf sich selbst verzichten...? Und doch ist dies der einzige Weg, um auch nur einen Hauch von dem zu erhaschen, was gemeinhin als Erleuchtung oder Erwachen bezeichnet wird. Ohne Sterben geht es nicht. Alles andere ist einfach nur ein weiteres Mind-Game...und Mind-Games haben wir alle mehr als genug unser ganzes Leben lang gespielt... Doch hier gibt es weder Frieden noch Stille. Wenn der Kommentator sich nicht mehr zwischen dich und deine Gedanken schaltet, hast du zum ersten Mal einen Geschmack von dem, was wirkliche Stille ist. Solltest du in der Lage sein, diesem Spiel auch weiterhin fern zu bleiben, vereinnahmt die Stille dich mehr und mehr. In diesem reinen Schauen ohne einen Schauenden darf alles geschehen, wird auch alles geschehen...was auch immer. Da ist niemand mehr, welcher sich einmischt. In dem Augenblick, wenn dies begriffen wird, ist es totenstill. Und das verrückte an der Sache ist, es bleibt still...obwohl da Gedanken sind und auch alles andere.

 

Es ist ein Erleben auf einer anderen Ebene sozusagen. Diese Ebene ist dem glaubenden, persönlichen Geist verschlossen. Er ist nicht in der Lage, dies zu schauen. In der unmittelbaren Wahrnehmung dessen was ist, gibt es keine Erinnerung mehr. In dem Augenblick, in dem etwas erscheint, ist es auch schon wieder vorbei... Nichts klebt, nichts bleibt irgendwo haften, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft... Ein kurzes Aufblitzen im Spiegel und schon ist es vorbei. Ereignisse reihen sich an Ereignisse. Ein Erleben jagt das nächste. Doch niemand persönlich erlebt dies. Alles geschieht...und in diesem Erleben ist Freiheit... Eine Freiheit, die jenseits aller Vorstellungskraft liegt. Aus dem einfachen Grunde, weil sie nicht zu benennen ist. Die Stille trägt mich, sie ist alles was ich bin, alles was ich habe. Ich...der Schatten, ohne sie bin ich nichts.  

♥ LOVE ♥

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